Zu der Geschichte - Autorenseite Michael Derbort

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Zu der Geschichte

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Noch dümpelt die Story im Verlag vor sich hin, wartet darauf, dass sie mal eines Tages das Licht der Literaturwelt erblickt. Nichtsdestotrotz ist der Roman fertig und ich behaupte nicht ganz ohne Stolz, dass er zu einem meiner Besseren zählt. Gleichwohl ist es aber auch wieder einer jeder Romane, die vermutlich polarisieren werden. Grund genug für mich, ihn bereis jetzt schon ... sagen wir mal: pränatal vorzustellen und Sie ein wenig an meiner kruden Gedankenwelt teilhaben zu lassen. Warnung: Das wird verdammt viel Text.


Wichsvorlage oder was?

Verzeihung für die etwas provokante Zwischenüberschrift. In diesem Roman geht es nämlich um Nacktheit. Keine theoretische Nacktheit - im Fall einer (eher unwahrscheinlichen) Verfilmung hätten die Kostümbildner erschreckend wenig zu tun, die meisten Protagonisten sind über gut und gerne dreiviertel der Handlung tatsächlich komplett nackt!
Nun lassen wir diese Information erst einmal ein wenig sacken und warten, bis sich das Blut aus Ihren oberen Körperregionen wieder zurückgezogen hat und die Öhrchen nicht mehr ganz so rot leuchten. Sind Sie bereit? Okay, dann weiter im Text:
Für uns Autoren ist Nacktheit ein Glücksfall. Es handelt sich hier um eine polyfunktionale Metapher, die wirklich für alle Lebenslagen dienen könnte. Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Nacktheit gleich Ungeschütztheit. Jeder von uns hatte sicherlich schon mal diesen Traum, nackt vor irgendeiner Menschenmenge zu stehen. Im Traum fühlen wir uns unwohl und häufig nehmen wir dieses Unwohlsein auch noch in den Tag mit hinein. Irgendetwas ist da im Busch, wo wir uns (jetzt im übertragenen Sinne) nackig gemacht haben. Jeder sieht das, was wir vor der Öffentlichkeit eigentlich verbergen wollen, deutet drauf, lacht sich darüber schlapp. Nicht selten ist das ein Hinweis unseres Unterbewusstseins, dass wir gerade im Begriff sind, ziemlichen Blödsinn zu machen - oder anders: nach diesen Zeilen steht mir auch noch solch ein Scheißtraum ins Haus.
Nacktheit gleich Gleichschaltung. Oder anders: Kleider machen Leute. Alleine an den Klamotten, die wir tragen, lässt sich unser sozialer Status ablesen. Handelt es sich um ein Polo-Shirt dieser berühmten Krokodil-Marke oder einfach nur um ein T-Shirt vom Textil-Discounter? Tragen wir die Schuhe von Prada oder "nur" einen Satz Turntreter aus'm Aldi? Outet uns das T-Shirt als Heavy-Metal-Fan oder wollen Strass-Klunker nach außen vermitteln, dass wir mehr sein wollen, als wir eigentlich sind? Verbringen Sie mal spaßeshalber einen Tag am FKK-Strand. Keine Angst - Sie werden nicht daran sterben, dass andere Ihre Weichteile sehen. Können Sie dann noch die Leute ihrem gesellschaftlichen Status zuordnen? Vermutlich teilweise schon, denn Frisuren, Körperschmuck und dergleichen mehr, könnten doch noch etwas davon widerspiegeln, aber die Unterschiede fallen nicht mehr so krass ins Auge. Anhand der Pimmelgröße lässt sich zum Beispiel nicht mehr exakt bestimmen, ob der Träger dieses Gehänges anschließend mit einer S-Klasse oder mit einem alten Zweier-Golf nach Hause fährt.
Nacktheit gleich Mut. Geben Sie's zu: Es dürfte Sie reichlich Überwindung kosten, vor anderen Leuten blankzuziehen. Oder Sie sollten Ihre exhibitionistischen Neigungen mal durch einen Facharzt abklären lassen. Abgesehen von bestimmten psychischen Fehlfunktionen besagt dies nämlich: "Schaut her, das bin ich. Ich habe nichts zu verbergen. Seht mich so, wie ich wirklich bin." Für viele dürfte das eine ziemliche Herausforderung darstellen, denn jeder Mensch (übrigens egal, ob Mann oder Frau) findet an sich einige Makel, die er (oder eben sie) gerne weiter verbergen möchte.
Nacktheit gleich Freiheit: Drückt der Gürtel in der Taille? Kratzt der Pulli? Nerven Hosenbeine oder Ärmel? Und Sie sind zu Hause? Warum tun Sie sich das dann noch an? Im privaten Umfeld neigen inzwischen viele Menschen zu einer eher lockeren Kleiderordnung, die eben auch dazu übergeht, dass wirklich alle Klamotten in die Ecke fliegen, sobald die Wohnungstür geschlossen ist. Und dann tritt eben dieser Effekt ein: Sie fühlen sich frei. Oder eben auch nicht, da Sie sich in Unsicherheiten ergeben, die auf der Frage beruhen, was Leute wohl sagen würden, wenn die Sie so sehen könnten. Scheißegal: Es ist Ihre Wohnung, Ihre grundgesetzlich geschützte Privatsphäre und Sie können da machen, was Sie wollen. Haben Sie mal diese Bedenken überwunden, werden Sie schnell feststellen, dass Sie tatsächlich ein gewisses Gefühl der Freiheit empfinden werden. Genau das ist dieser Teil dieser Metapher.
Nacktheit gleich Offenheit. Ich fordere Sie noch ein wenig weiter heraus. Wir starten mal folgendes Gedankenmodell: Sie treffen sich mit fünf Ihrer besten Freunde und Freundinnen. Die Regel lautet, dass jeder von ihnen bereits am Eingang komplett blankzieht. Dann verbringen Sie einen Abend miteinander. In dem Film "Tony Erdmann" wurde genau das absolut genial umgesetzt. Ab dem Punkt, an dem auch die letzte Textilfaser vom Körper der Anwesenden entfernt wurde, gibt es nichts mehr zu verbergen. Sie sehen alles von jedem und jeder Andere sieht alles von Ihnen. Jetzt scrollen Sie ruhig noch einmal nach oben. Kommen Ihnen die zuvor genannten Metaphern irgendwie bekannt vor? Jawohl, jetzt vereinigt sich alles irgendwie.
Und genau darum geht es in dieser Geschichte.
Klar, einige Szenen sind ziemlich drastisch beschrieben, es gibt tatsächlich Hardcore-Einlagen, aber die habe ich eher verhalten eingebaut. Es ist schließlich kein Porno-Roman, sondern ein Drama, wobei die Herangehensweise eben etwas exzentrisch erscheinen mag. Es geht ganz alleine um die Frage, was passiert, wenn sich Menschen, die sich zuvor nicht gekannt hatten, plötzlich splitternackt gegenüberstehen. Da kommen nämlich genau diese oben genannten Aspekte, die ich darin verbaut hatte. Wer deswegen an dieser Stelle aufs Klo rennen muss, um Druck abzubauen: bitte sehr, aber darum geht es hier überhaupt nicht.
In der Geschichte gibt es eine scheinbar vordergründige Schlampe, die wir alle auf der Stelle hassen werden. Doch nachdem wir die wahren Hintergründe kennen, ändert sich das Bild. Es gibt einen dicklichen jungen Mann, der wegen seines Körpers zeit seines Lebens gehänselt wurde, er findet indessen zu sich selbst und lernt so langsam, sich zu akzeptieren. Es gibt auch den Exhibitionisten, der dieses Zusammentreffen zum Anlass nimmt, seine PPhantasien auszuleben, sich ständig einen runterzuholen, aber sich langsam zu fragen beginnt, was er überhaupt tut. Mehr möchte ich an Details nicht preisgeben, denn wenn ich mit Spoilern nur so um mich werfe, brauche ich die Story auch nicht mehr zu verkaufen.
Ich möchte damit auch keine Kampagne starten, so nach dem Motto "Deutschland, mach dich nackig". Wohlgemerkt: Wir reden hier von Metaphern. Lassen Sie ruhig Ihre Klamotten an, aber überlegen Sie mal, wie es kommt, wenn Sie völlig offen sind, jeden Menschen gleich betrachten, wenn Sie keine Geheimnisse mehr verbergen, sich in allem, was Sie tun, frei fühlen können. Wenn Sie an diesen Punkt kommen, haben Sie auch diesen Roman verstanden.


Kurzinhalt

Es ist ein Experiment: Sechs Menschen, drei Männer und drei Frauen, die sich zuvor nicht gekannt haben, sollen ein Wochenende zusammen verbringen - nackt. Es winkt ein nicht unerhebliches Honorar, das in erster Linie dafür verantwortlich ist, dass sich viele Freiwillige melden. Es wird ein Spiel gespielt, das auch die letzten Hemmungen fallen lassen soll. In der Folge öffnen sich die Teilnehmer, Dämonen aus der Vergangenheit treten zum Vorschein, lange verborgene dunkle Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Am Ende dieses Wochenendes ist für viele von ihnen Einiges anders ...


 
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